"Manöver"- beobachtung

Oktoberübung der 3. Panzergrenadierbrigade des ÖBH


Die 3.PzGenBrigade �bt

Im Waldviertel übte die 3. Panzergrenadierbrigade und bot den Anlass, auch über das wehrpolitische Umfeld nachzudenken. Schließlich muss man die Dinge im Zusammenhang mit einem größeren Rahmen sehen.

Einige Fragen blieben unbeantwortet, vor allem die Fragen nach der Sinnhaftigkeit des derzeitigen Wehrpflichtsystems, nach dem Milizkader in den oberen taktischen Führungsebenen, und nach dem Anteil an Milizkräften generell, die es natürlich auch bei Verbänden mit größerem Anteil an Berufsmilitärs geben sollte.

Die vollmundige Übungsbezeichnung ‚CORNUCOPIA‘ (‚Füllhorn‘) muss man optimistisch beurteilen, konnte die 3. Brigade nach Zeiten mehr als dürftiger – oder sogar fehlender – Übungsbudgets immerhin 12 Tage lang mit mehr als 1.750 Soldaten üben. Das Bemühen der übenden Truppe war beachtlich, wenn auch der "sicherheitspolitische Seismograph" angesichts der offenen Fragen kein Beben registriert hat.

Hier (auszugsweise) der Bericht des Manöverbeobachters Dr. Heinz Gerger, Oberst des Intendanzdienstes aD.

Übung ‚CORNUCOPIA‘

Das Übungsszenario war, dass eine von der UN mandatierte multinationale Schutztruppe in eine Konfliktregion entsandt wurde, um in einem Bürgerkrieg gegen bewaffneten Widerstand die Sicherheit wieder herzustellen und Zivilisten zu bergen. ….

An der Übung nahmen 1755 Soldaten teil. Mit dabei eine Panzergrenadier Kompanie der deutschen Bundeswehr aus Sachsen (die 'Marienberger Jäger') mit rund 120 Soldaten auf ihren rund 40 Jahre alten Schützenpanzern Typ ‚Marder‘. Die Männer sind auf 12 Jahre verpflichtete Zeitsoldaten, deren weitere berufliche Zukunft – wie sie erzählten – völlig offen ist. …..

Offiziell sollte die Übung den Höhepunkt der Ausbildung aller Grundwehrdiener darstellen und parallel dazu den Berufssoldaten unter Einsatz modernster Führungssimulatoren die Möglichkeit bieten, die Führungsfähigkeit der oberen taktischen Führungsebene zu trainieren.

Das tatsächliche Üben der Grundwehrdiener im Gelände war beeindruckend. Es stellt sich jedoch die Sinnfrage, da diese Soldaten unmittelbar nach dieser Übung auf Nimmer-wiedersehen abrüsten und nie mehr zu Verfügung stehen!!

Der Einsatz modernster elektronischer Führungsmittel ….. gestattete zufolge lückenloser Duellsimulationsausrüstung auf allen Gefechtsfahrzeugen und an der Mannesausrüstung eine Führung des Verbandes in Echtzeit.BM Klug bei der Truppe

Dadurch ist es möglich geworden, neben dem tatsächlichen körperlichen Einsatz einer nur mehr kleinen, zur Verfügung stehenden Truppe von nur einigen hundert Kämpfern auch den virtuellen Einsatz von größeren – nicht wirklich vorhandenen – Großverbänden zu simulieren und elektronisch zu führen. Die parallele ‚Zusammenschaltung‘ dieser Teile war die eigentliche Leistung dieser Verbandsübung. …… Unter den zahlreichen Besuchern der Übung befanden sich auch der noch im Amt befindliche Verteidigungsminister Mag. Klug und der Stellvertretende Generalstabschef Generalleutnant Bernhard Bair. …..

Bei der ständig schlechter werdenden Budgetsituation dieses Heeres stellt sich die Frage, ob dies tatsächlich die Zukunft unserer verfassungsmäßigen Einrichtung Bundesheer sein kann und soll? Trotz der eindeutigen politischen Entscheidung des Wählervolkes zur Erhaltung der Allgemeinen Wehrpflicht, wird nach wie vor der Schwerpunkt aller militärischer Aktivitäten in teuren Auslandseinsätzen und – für höhere Dienstgrade – in der Verwendung in multinationalen Stäben gesucht, während das Bundesheer längst nicht mehr in der Lage ist, seine relativ einfachen verfassungsmäßigen Aufgaben im Inland, wie die Sicherung der lebenswichtigen Infrastruktur für die eigene steuerzahlende Bevölkerung zu erfüllen!