Wehrbudget, Sparsamkeit in der Verwaltung und eine verfassungsgemäße Heeresstruktur
Frage an die Parteien: „Österreich rangiert seit vielen Jahren im
internationalen Vergleich der Wehrbudgets am unteren Ende der Skala.
International ist die Festlegung der Wehrbudgets nach den Grundsätzen
„Need“ oder „Budget first“ zu beobachten. Was ist diesbezüglich von
Ihrer Partei zu erwarten? Und weiters: Angenommen, es käme zu einer
Regierungsbeteiligung Ihrer Partei: Gäbe es in Sachen militärische
Landesverteidigung ein „No go“? Oder gar mehrere?“
SPÖ:
„Die globale Finanz- und Wirtschaftskrise hat natürlich auch
entsprechenden Einfluss auf die Gestaltung der nationalen Budgets.
Demzufolge sind die vorhandenen Mittel effizient im Sinne der
Sparsamkeit, Zweckmäßigkeit und Zielgerichtetheit einzusetzen. Auch hier
gibt die beschlossene Sicherheitsstrategie den Weg vor, indem
zukünftige Kooperationen im europäischen Verbund vertieft und damit
weitere Synergien gehoben werden sollen. SPÖ zur Frage der ‚No Go’s‘:
Mit der SPÖ wird es auch in Zukunft keine Beteiligung an
Militärbündnissen geben. Die SPÖ stellt sicher, dass im Rahmen unserer
verfassungsgesetzlich normierten Neutralität ein UN-Mandat ein absolutes
politisches Erfordernis für einen internationalen Einsatz darstellt.“
ÖVP:
„Damit es seinen vielseitigen Aufgaben nachkommen kann, wollen wir dem
Österreichischen Bundesheer die notwendigen finanziellen Mittel in die
Hand geben, die es braucht. Nur wer gerüstet und gewappnet ist, kann im
Ernstfall rasch reagieren. ÖVP zur Frage der ‚No Go’s‘: Die ÖVP bekennt
sich uneingeschränkt zur immerwährenden Neutralität Österreichs, die
wir auch in der österreichischen Sicherheitsstrategie verankert haben.
Wir sprechen uns daher ganz klar für die allgemeine Wehrpflicht und
gegen einen NATO-Beitritt aus.“
FPÖ:
„Die FPÖ setzt sich für eine Anschubfinanzierung für die Reform und
eine ausreichende finanzielle Ausstattung des Heeres in der Höhe von
einem Prozent des BIP ein. No go" für die FPÖ wären: Berufsheer; ein
Sicherheitsministerium gemeinsam mit dem Innenministerium (BMLV nur mehr
Sektion); Grundwehrdienstverkürzung; Ablehnen der Schaffung eines
eigenen Soldatenanstellungsgesetzes / Militärdienstrechtes.“
DIE
GRÜNEN: „Das derzeitige Budget wäre mehr als ausreichend, wenn nicht
hunderte Millionen Euro für Eurofighter und andere nicht mehr benötigte
Waffensysteme verschwendet würden. Eine Budgeterhöhung ist derzeit nicht
vertretbar. "No go" für DIE GRÜNEN wäre eine Wehrpflicht für Frauen
sowie die Weigerung den Eurofighter-Kaufvertrag aufzulösen.“
BZÖ:
„Zuerst einmal muss klar definiert werden, welche Aufgaben das
Bundesheer in Zukunft haben soll und kann, darauf aufbauend ist dann der
Bedarf an Struktur, Budget und Personal festzulegen. Dann sind diese
Maßnahmen ohne ideologische Scheuklappen und im Sinne der Sicherheit
umzusetzen. "No go" für das BZÖ: Die Fortführung des
„Neutralitätsschwindels“ wird es mit dem BZÖ nicht geben. Wir stehen
klar zu den Punkten unseres Konzepts und würden für deren Durchsetzung
und eine ehrliche Information der Bevölkerung eintreten.“
TEAM STRONACH: „Mindestens 1 % des BIP muss für das Heer zur Verfügung stehen! Kein „No go“.
Die Funktion des Bundesministers
Abschließende Frage: „Wäre es erstrebenswert, aus Ihren Reihen den Verteidigungsminister zu stellen?“
SPÖ: „Ja.“
ÖVP: „Selbstverständlich ist es uns ein Anliegen möglichst viele
Ressorts zu bekleiden, um die Zukunft unserer Heimat bestmöglich
gestalten zu können. Klar ist aber auch: Zuerst wird gewählt, dann
werden wir über mögliche Koalitionen und Ressortaufteilungen
verhandeln.“
FPÖ: „Ja.“
DIE GRÜNEN: „Ja, rein sachlich gibt es dazu keine Alternative.“
BZÖ: „Das BZÖ hat in seinen Reihen den erfolgreichen
Verteidigungsminister Herbert Scheibner und mit Markus Fauland auf Platz
2 der Bundesliste einen ehemaligen Offizier und Vorsitzenden des
Landesverteidigungsausschusses. Beide sind bestens dafür geeignet und
wir scheuen die schwierige Verantwortung, die diese Aufgabe mit sich
bringt, nicht – auch wenn uns bewusst ist, dass es ein unpopuläres Amt
ist.“
TEAM STRONACH: „Wir sind für alles offen, wenn die Umstände stimmen!“
SGSP Kommentar
Im Grunde hat keine der Parteien – trotz teilweiser unterschiedlicher
Beantwortung - den ‚Test‘ bestanden. Kaum eine der Parteien hat die klar
formulierten Fragen und Hinweise zu den Kernaufgaben im Sinne eines
kostengünstigen und militärisch leistungsfähigen Bundesheeres im
Wahlkampf ausreichend beantwortet und herausgestrichen.
Weder die leistungsfähige umfassende militärische Notwendigkeit zur
Vorbereitung einer wirksamen Hilfe und zum Schutze der Österreicher für
den Bedarfsfall, noch die entsprechenden Verfassungsbestimmungen wird
nach der Volksbefragung für die kommende Legislaturperiode eingefordert
und im Wahlkampf programmatisch dargestellt. Man ist zufrieden, dass die
Wehrpflicht gesichert scheint (obwohl sie nur einseitig im
Grundwehrdienst und nicht im wesentlichen Milizdienst ‚administriert‘
wird) und weil man eine Österreichische Sicherheitsstrategie
veröffentlichen konnte. Wir erinnern uns: Alles muss vor dem Sommer
erledigt sein). Man ist versucht hinzuzufügen: ‚Wir haben Alles erledigt
und brauchen uns mit der ganzen Sache eigentlich nicht mehr so ganz
beschäftigen!‘
Dabei wird übersehen, dass im Hintergrund bereits jetzt von einem
‚Totlaufen‘ des Wehrpflicht-Grundwehrdienstes gesprochen wird.
Schliesslich haben die Berufsheer-Freunde ihre Pläne noch nicht
aufgegeben und sitzen auf den höchsten militärischen Sesseln.
Man spricht in den Texten einerseits von notwendigen
Bundesheer-Reformen, hat sich aber gleichzeitig mit den gegenwärtigen
Zuständen mit dem Stichwort‘ ‚Das gute Mischsystem‘ zufrieden gegeben.
Wie bereits gesagt: Nur die Grünen haben die Verfassungsproblematik
deutlich erkannt und stellten fest: „Das Milizsystem diente der Bildung
eines Massenheeres, wie es heute aufgrund der Bedrohungslage nicht mehr
benötigt wird. Der Milizgrundsatz ist daher aus der Bundesverfassung zu
streichen.“
Die neue Österreichische Sicherheitsstrategie spricht sogar von einer „
…. lageangepassten ‚Aufwuchsfähigkeit‘ ….“ (3.2.3, und 4.4. Pkt. 6) und
betont „ …. Damit das ÖBH seine Rolle als strategische Handlungsreserve
der Republik Österreich erfüllen kann„ (4.4. Pkt 1).
Frage: Wie kann man diese entsprechend quantitative und qualitative
‚Aufwuchsfähigkeit‘, d.h. in Dienststellung bei Bedarf von gut
ausgebildeten, übenden, ausgerüsteten und in Verbänden formierten
Milizsoldaten ermöglichen, wenn man keine Wehrpflichtmiliz hat und nur
eine ungewisse kleine Anzahl von Freiwilligen finden kann?
Das geht eben nur mit dem Einsatz der zivilen und militärischen
Professionalität von Milizsoldaten auf den verschiedensten Gebieten mit
ihrer militärischer Aus- und Weiterbildung, die nur eine allgemeine
Wehrpflicht auch über den Grundwehrdienst hinaus für den Milizzeitraum
bietet. |