Statements der Parteien und SGSP Kommentar
Es ist eine der wenigen Kernaufgaben des Staates, für die Sicherheit
seiner Bürger zu sorgen. In dieser Querschnittsmaterie bedient sich die
Staatsführung vieler Einrichtungen, wobei Militär und Polizei
wesentliche Aufgaben zu erfüllen haben. Diese Aufgaben sind in
Gesetzesform durch die Volksvertetung festgelegt. Jede Regierung hätte
diese umzusetzen ...
Für di
e SPÖ ist ‚Militärische Sicherheitspolitik‘ im Wahlkampf für die kommende Legislaturperiode scheinbar keine Chefsache.
Bei Wahlveranstaltungen der SPÖ in der Steiermark hat weder der
Bundeskanzler und SPÖ Vorsitzende Feymann noch Bundesminister Klug die
Frage eines hochrangigen Stabsoffiziers beantwortet (und sichtlich auch
nicht beantworten können), ob man jetzt endlich plant das Bundesheer -
nach den parlamentarischen Aufträgen in der Bundesverfassung - als ein
bedarfsorientiertes Milizheer einzurichten!
Auf die Frage an die SPÖ: ‚Die militärische
Landesverteidigung scheint zumindest nach dem Ergebnis der
Volksbefragung vom 20. Jänner 2013 mehr Menschen in unserem Staat zu
bewegen, als zunächst angenommen. Beinhaltet das Wahlprogramm der SPÖ
für die kommenden NR-Wahlen Belange der militärischen
Landesverteidigung? Wenn ja, welche? Wenn nicht, warum?‘; gab es dazu
nur mehr oder minder generelle Statements:
SPÖ:
„Ja, Sicherheit und Verteidigung bilden wesentliche Eckpfeiler des Wahlprogramms „111 Projekte für Österreich“.
Für die Sicherheit Österreichs braucht es eine Weiterentwicklung des
Bundesheeres, die auch den Grundwehrdienst modernisiert. Außerdem soll
im Zuge der Reform des Grundwehrdienstes die Infrastruktur –
Unterkünfte, Sport- und Freizeitmöglichkeiten –zentrale Wünsche der
Rekruten- verbessert werden. Die SPÖ wird diese Anliegen durch ein
Konjunkturpaket in der Höhe von 100 Millionen Euro unterstützen. Diese
Mittel fließen unmittelbar in die regionale österreichische
Bauwirtschaft.
Neben der Verbesserung der Infrastruktur verfolgt die SPÖ eine
Bildungs- und Ausbildungsoffensive für alle Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter des österreichischen Bundesheeres – egal ob in Zivil oder
Uniform. Daher soll die Ausbildung im Bundesheer zukünftig so gestaltet
werden, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihrer Zeit beim
Heer eine höhere Qualifikation erreichen können. Ein Lehrling soll einen
Meisterabschluss und ein Maturant, eine Maturantin einen akademischen
Abschluss erwerben können. Durch eine durchgängige Laufbahnplanung,
spezifische Verbesserung in der Ausbildung und eine gezielte Förderung
bei der Vergabe von Führungs- und Managementfunktionen, soll auch der
Anteil der Frauen im Heer mittelfristig auf zehn Prozent angehoben
werden.
National muss das Bundesheer weiterhin befähig sein, Schutz und Hilfe
für die österreichische Bevölkerung sicherstellen. International soll
das Österreichische Bundesheer auch in Zukunft herzeigbare und
solidarische Beiträge zum Krisenmanagement leisten und ein verlässlicher
Truppensteller bleiben.“
SGSP Kommentar
Abgesehen von einer seit mehr als 20 Jahren unverändert geforderten und
angekündigten (aber scheinbar nie realisierten) ‚Modernisierung‘ und
‚Verbesserung der Infrastruktur‘ für die für wenige Monate
verpflichteten Grundwehrdiener, sowie der Verbesserung von
Weiterbildunfsmöglichkeiten für die Bediensteten des Bundesheerer, soll
im Kernbereich einer militärischen Sicherheitsvorsorge laut SPÖ das
Bundesheer national ‚weiterhin befähigt sein, Schutz und Hilfe
sicherzustellen‘. Eine mehr als nichtssagende Feststellung. Ein No-Na
Satz für ein Wahlprogramm nach all den Mühen von Teilen der SPÖ und
ihres Ministers (und jetzigen Wahlkampfmanagers) Darabos für ein
Berufsheer ohne wehrpflichtige Grundswehrdiener vor der Volksbefragung
im Jänner 2013. Von einer Erfüllung des Auftrages der Verfassung
(Milizheer), auf die auch der Bundeskanzler und der
Verteidigungsminister angelobt wurde, ist de facto keine Rede.
Bezüglich internationaler Einsätze ist auf die eigenartige Aktion des
neuen Verteidigungsminister hinzuweisen, der sich – noch dazu zum
falschen Zeitpunkt – an die USA statt an die UN wendet, um ein
österreichisches ABC Team nach Konfliktbeendigung nach Syrien zu
schicken. Auch in Richtung SPÖ ist auf den – vom Darabos Nachfolger Klug
– stümperhaft politisch administrierten Golan Abzug hinzuweisen. So
kann der SPÖ Anspruch „….. das Österreichische Bundesheer (soll) auch in
Zukunft herzeigbare und solidarische Beiträge zum Krisenmanagement
leisten und ein verlässlicher Truppensteller bleiben …..“ natürlich
nicht erfüllt werden.
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Auch für die ÖVP ist ‚militärische Sicherheitspolitik‘ im Wahlkampf sichtlich keine Chefsache.
Der Vizekanzler und ÖVP Bundesparteiobmann verweist auf die
Bundesministerin Mikl-Leitner, obwohl er nicht nur grundsätzliche
Verantwortung trägt, sondern selbst auch Reserveoffizier ist und die
Notwendigkeit eines erfolgversprechenden und auch kostengünstigeren
Bedarfsheeres nach den Grundsätzen eines Milizsystems besser einschätzen
kann. Man muss ihm zu Gute halten, dass er einige Zeit lang das Beste
aus der, von seiner Partei im Zuge einer vor Jahren initiierten
Bundesheer-Reform verschuldeten, Abschaffung der
Wehrpflicht-Milizübungen durch die Verkürzung auf 6 + 0 Monate machen
wollte: Sein Vorschlag war ein Österreich-Dienst inklusive eines
Wehrpflichtsystems von 5 Monate (Grundwehrdienst) + 1 Monat
(Milizdienst), damit die oft angeprangerte Sinnlosigkeit des
Grundwehrdienstes ohne weitere Übungsverpflichtung in der Milizzeit ein
Ende haben sollte. Leider wurde diese Chance nicht genutzt!
Auf die Frage an die ÖVP: ‚Die militärische Landesverteidigung scheint
zumindest nach dem Ergebnis der Volksbefragung vom 20. Jänner 2013 mehr
Menschen in unserem Staat zu bewegen, als zunächst angenommen.
Beinhaltet das Wahlprogramm der ÖVP für die kommenden NR-Wahlen Belange
der militärischen Landesverteidigung? Wenn ja, welche? Wenn nicht,
warum?‘; gab es zwar engagiertere aber ebenfalls mehr oder minder
generelle Statements, wobei man seitens der ÖVP den Erfolg bei der
Volksbefragung sichtlich nachfeierte.
ÖVP:
„Das deutliche Ja zur Allgemeinen Wehrpflicht der Menschen war ein
klarer Reformauftrag. Die ÖVP nimmt diesen Auftrag der Menschen ernst
und wird sich deshalb auch in Zukunft für ein leistungsfähiges
Österreichisches Bundesheer einsetzen. Österreich ist heute ein sicheres
Land – damit das so bleibt, brauchen wir auch morgen ein Bundesheer,
das uns im Ernstfall schützt, im Notfall hilft und den Menschen immer
zur Seite steht. Unser Heer hat seine Kernaufgaben stets zu 100%
erfüllt. Wir sind der Partner, damit das auch in Zukunft so bleibt und
bekennen uns zu einem vielseitig einsetzbaren Bundesheer und zur
Allgemeinen Wehrpflicht als Grundsäule desselben.
Das Programm der ÖVP sieht eine Ausrichtung des Österreichischen
Bundesheeres gemäß den Vorgaben der Sicherheitsstrategie vor. Dazu ist
es unerlässlich, die notwendige Ausrüstung, das notwendige Personal und
die notwendigen Mittel sicherzustellen. Das Wehrsystem und der
Milizaufbau sollen als strukturbegründende Elemente des Heeres
sichergestellt werden. Klar ist auch, dass die Wehrdienstreform
konsequent fortgeführt wird: Der Dienst beim Bundesheer muss für alle
attraktiv und sinnvoll sein. Im internationalen Bereich steht die ÖVP
für eine Teilnahme Österreichs am gesamten Spektrum der Gemeinsamen
Außen- und Sicherheitspolitik der EU und die Fortsetzung der Teilnahme
an internationalen Friedenseinsätzen.“
SGSP Kommentar
Die ÖVP spricht einerseits von einem ‚klaren Reformauftrag‘ durch das
Ergebniss der Volksbefragung, meint aber ein paar Zeile später (ähnlich
wie die SPÖ), dass „unser Heer seine Kernaufgaben stets zu 100% erfüllt
hat.“ Dann ergänzt die ÖVP noch ‚Wir sind der Partner, damit das auch
in Zukunft so bleibt‘.
Also Alles ist im grünen Bereich aber gleichzeitig haben wir einen
klaren Reformauftrag zu erfüllen. Da bleibt die Frage offen: Welche
Reform eigentlich, wenn die ÖVP mit dem so guten ‚Mischsystem‘ zufrieden
ist. Hier passt Vieles nicht zusammen und zeigt eine gewaltige
Hilflosigkeit in der politischen Planung und der verfassungsgemäßen
Umsetzung auf. Zur Aussage: „Die ÖVP steht für ….. die Fortsetzung der
Teilnahme an internationalen Friedenseinsätzen“, ist nur das Stichwort
Auslandseinsatz am Golan und die fehlende öffentlich-medial
längerfristige Vorbereitung (international und national) für ein
mögliches Ausstiegsszenarium zu erwähnen.
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Die Stellungnahmen der anderen im Parlament vertretenen Parteien
zeigt, mit wenigen Ausnahmen, ein Bild von Unsicherheit beim Thema
‚militärische Sicherheitspolitik‘:

Die
GRÜNEN bejahen, dass sie ein diesbezügliche Wahlkampfproramm haben:
„Das Bundesheer soll auf die Wahrnehmung der wesentlichen Aufgabe
Friedenseinsätze ausgerichtet werden. Schwere Waffensysteme, die dafür
nicht benötigt werden, sollen aufgelassen werden.“

„Das
BZÖ hat als einzige Nationalratspartei bereits im Jahr 2011 ein
umfassendes Verteidigungs- und Sicherheitskonzept vorgelegt, in dem sich
das BZÖ für ein Aussetzen der Wehrpflicht, ein Freiwilligenheer
bestehend aus Berufssoldaten und zeitverpflichteten Soldaten sowie einem
starken Miliz/Reserve-Anteil, für die Einbindung Österreichs in alle
sicherheitspolitisch relevanten Organisationen – inklusive NATO - und
einen freiwilligen Bürgerdienst als Zivilersatzdienst ausspricht. Auch
fordert das BZÖ in diesem Konzept die vollberechtigte Mitwirkung
Österreichs an der europäischen Sicherheits- und Verteidigungsstruktur,
also die Aufgabe der so genannten „Irischen Klausel“ und die
vorbehaltslose Mitwirkung am Vertrag von Lissabon. Das Gesamtkonzept mit
dem Titel „Österreichs Sicherheit in einer vernetzten Welt ist auf
bzoe.at abrufbar und ist Teil unserer Wahlargumentation. Wir haben nur
in den bisher vorliegenden Wahlinformationen darauf verzichtet, in einem
Copy-und-Paste Verfahren alle unsere Konzepte zu wiederholen, nur um
ein Wahlprogramm mit mehreren hundert Seiten Umfang neu aufzulegen – wie
dies viele Parteien tun. Unsere Idee des Freiwilligenheers und der
vollen Sicherheitspolitischen Integration in EU und NATO halten wir aber
unbedingt aufrecht.“

„Auch
das TEAM STRONACH weist auf ein Wahlkampfprogramm zu Belangen der
militärischen Landesverteidigung hin: „Wir wollen unsere Rolle als
neutrales Land innerhalb der europäischen Sicherheitsarchitektur
selbstbewusst wahrnehmen. Wir leisten einen wichtigen Beitrag zu Frieden
und Sicherheit in Europa. Die Aufgaben der Landesverteidigung haben
sich historisch gewandelt. Es ist Zeit, darauf zu reagieren. Eine
Neuorientierung der Landesverteidigung und des Österreichischen
Bundesheeres ist notwendig. Das Team Stronach tritt für eine sachliche,
vernünftige und methodische Herangehensweise ein: Das in der nationalen
Sicherheitsstrategie definierte Risikobild und die daraus abzuleitenden
„verteidigungspolitischen Aufgaben“ stellen die Grundlage für den
Auftrag an das Österreichische Bundesheer dar. Der politische Auftrag an
das österreichische Bundesheer bestimmt dessen Aufgabenspektrum, aus
dem sich wiederum die notwendigen Mannschaftsstärken, sowie die
erforderliche Ausrüstung und Bewaffnung ableiten lassen. Erst an dieser
Stelle können militärpolitische, gesellschaftspolitische und
wirtschaftspolitische Analysen Auskunft darüber geben, welche Form des
militärischen Instruments – Wehrpflicht oder ein reines Berufsheer – für
Österreich und seine Bevölkerung am besten geeignet ist.“

Ein
ganz kurzes Statement gibt die FPÖ ab: „Unser Wahlprogramm ist nur ganz
kurz auf die wesentlichsten Dinge gefasst, da auch unser Handbuch
Gültigkeit für die Wahl besitzt. Dort findet sich selbstverständlich ein
Kapitel zur Landesverteidigung.“
SGSP Kommentar
Die GRÜNEN verstehen unter ‚Friedenseinsätzen‘ als die wichtigste
Aufgabe des Bundesheeres den Einsatz des Bundesheeres im Ausland. Im
Inland will man möglichst kein Militär sehen, vielleicht nur in Einsatz
bei größeren Katastrophen. Eine sogenannte ‚Aufwuchsfähigkeit‘ des
Heeres mit Reserve- oder Milizstrukturen brauchen die GRÜNEN nicht.
Das BZÖ hat sich da viel mehr Gedanken gemacht und will den möglichen
Einsatzszenarien mit einer nur freiwilligen Berufs- und
Reserve/Milizkomponente begegnen. Am besten im Bündnis. Die notwendigen
Größenordnungen personeller Art für eine entsprechende
‚Aufwuchsfähigkeit‘ auf freiwilliger Basis sind allerdings nicht zu
erzielen.
Das Team Stronach verwendet kluge Worte, hat aber kein schlüssiges
Konzept und verweist auf die Österreichische Sicherheitsstrategie, die
wes noch zu analysieren gilt. Vor der Jänner-Volksbefragung hat sich das
Team Stronach eindeutig für ein Berufsheer ausgesprochen. Von einem
Erkennen der Notwendigkeit kein stehendes Heer, sondern ein
‚Bedarfsheer‘ mit einer Wehrpflicht-Miliz aufzubauen ist nichts zu
bemerken. |